Volltext-Downloads (blau) und Frontdoor-Views (grau)

Circular Economy für Zulieferunternehmen in der Automobilindustrie

  • Die Circular Economy (CE) etabliert sich in Europa als wichtige Strategie, um wirtschaftliches Wachstum vom Verbrauch endlicher Ressourcen zu entkoppeln. In der Automobilindustrie - einem der wichtigsten Wirtschaftszweige Deutschlands - könnte CE mitunter erhebliches Innovationspotenzial bieten. Besonders Automobilzulieferer stehen dabei im Fokus, da sie maßgeblich zur Entwicklung und Produktion zukunfts-fähiger Fahrzeugkomponenten beitragen. Dennoch ist bislang unklar, wie weit CE-Konzepte in dieser Branche bereits umgesetzt werden und welche Hürden dabei bestehen. Ziel der vorliegenden Studie ist es, zentrale Herausforderungen und Lösungsansätze für die Implementierung von CE bei Automobilzulieferern zu identifizieren. Die Analyse basiert auf zwei systematischen Literaturrecherchen und 16 Experteninterviews mit Vertretern von Zulieferbetrieben aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Im Mittelpunkt stehen Teile- und Materialzulieferer der OEM. Die Ergebnisse zeigen, dass die Umsetzung von CE in der Automobilzulieferindustrie durch technische, wirtschaftliche und strukturelle Hemmnisse erschwert wird. Ein zentrales Problem stellt der Einsatz von Sekundärmaterialien dar: Ihre Qualität, Sortenreinheit und Verfügbarkeit reichen oft nicht aus, um die hohen Sicherheitsanforderungen der Branche zu erfüllen. Auch die Rückführung und Wiederverwendung von Zulieferteilen wird durch regulatorische Vorgaben, mangelnde Transparenz und fehlende Rücklaufstrukturen erschwert. Remanufacturing wird bislang kaum praktiziert, nicht zuletzt wegen logistischer Hürden und fehlender wirtschaftlicher Anreize. Auch ist bei sicherheitsrelevanten Bauteilen und den damit verbundenen hohen Qualitätsanforderungen an Zulieferteile die Verwendung von Recyclingmaterialien sehr eingeschränkt. Darüber hinaus ist das Wissen über den Verbleib der Teile am Ende des Produktlebenszyklus (EOL) begrenzt. Designentscheidungen orientieren sich selten an einer späteren Demontage oder Wiederverwertung. In der Lieferkette herrscht zudem ein erhebliches Kommunikationsdefizit: CE-relevante Informationen werden kaum systematisch geteilt, und es fehlt an einheitlichen Instrumenten zur Messung und Steuerung von Zirkularität. Als Lösungswege wurden unter anderem identifiziert: langlebigere Materialien und Produkte, modularer Aufbau und Standardisierung, die Integration von CE-Prinzipien bereits im Designprozess, sowie die Nutzung digitaler Systeme wie IMDS oder Catena-X zur Verbesserung der Rückverfolgbarkeit. Die enge Kooperation mit OEMs im Rahmen von Co-Engineering-Prozessen wird als Schlüsselfaktor gesehen, um CE-Vorgaben in die Spezifikationen einfließen zu lassen. Auch Simulationen und Lebensdauertests werden als hilfreich zur CE-Integration genannt. Die Ergebnisse unterstreichen: Technologische Innovationen allein reichen nicht aus. Eine erfolgreiche Transformation erfordert vielmehr ein Umdenken auf systemischer Ebene - in der Zusammenarbeit, in der Verantwortungsteilung entlang der Lieferkette und in der strategischen Ausrichtung der Unternehmen. CE kann so nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Vorteile bieten - etwa durch Rohstoffsicherung, Innovationsimpulse und Imagegewinne. Für die Zukunft kommt es darauf an, CE-Anforderungen und Sicherheitsstandards stärker zu harmonisieren, Rückführungsprozesse zu stärken und digitale Transparenz über den gesamten Lebenszyklus hinweg zu schaffen. Damit dies gelingt, müssen insbesondere auch kleine und mittlere Zulieferer aktiv eingebunden und unterstützt werden.

Export metadata

Statistics

frontdoor_oas
Metadaten
Author:Anita Schallenberg, Claus Lang-KoetzORCiDGND, Frank BertagnolliGND
URN:urn:nbn:de:bsz:951-opus-5220
DOI:https://doi.org/10.60846/xpba-5w32
Subtitle (German):Herausforderungen und Lösungsansätze
Publisher:Hochschule Pforzheim - Institut für Industrial Ecology (INEC)
Place of publication:Pforzheim
Document Type:Report
Language:German
Year of Completion:2025
Date of first Publication:2025/05/12
Publishing Institution:Hochschule Pforzheim
Creating Corporation:Hochschule Pforzheim - Institut für Industrial Ecology (INEC)
Contributing Corporation:Transformationsnetzwerk Nordschwarzwald ; Region Nordschwarzwald - Wirtschaftsförderung
Release Date:2025/05/13
Tag:Automobilzulieferer
Circular economy
GND Keyword:Kreislaufwirtschaft; Kraftfahrzeugindustrie; Nachhaltigkeit
Page Number:38
DDC classes:300 Sozialwissenschaften / 330 Wirtschaft
Classification of Pforzheim University:Teilbibliothek Technik, Recht und Wirtschaft / Wirtschaftswissenschaften
Licence (German):License LogoCreative Commons - CC BY-SA - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International